Worüber man nicht spricht

das Tabu Thema Beißereien

 

Wer kennt so etwas nicht, oder hat davon gehört: Beißereien unter Hunden.

Ich rede hier nicht von Beißereien, die auf der Straße oder in einem Hundeauslaufgebiet passieren, sondern unter den Hunden des selben Besitzers. Ich rede von Hunden, die vielleicht jahrelang friedlich - oder scheinbar friedlich - nebeneinander her oder miteinander gelebt haben.

Wie aus heiterem Himmel fallen sie übereinander her, verbeißen sich ineinander in der Absicht, den anderen außer Gefecht zu setzen oder gar zu töten. Und da glauben Sie bitte nicht, daß kleine Rauhhaardackel nicht genau so zur Sache gehen können, wie Greyhounds oder andere Rassen, sie alle können das.

Warum sie das tun, liegt am wölfischen Erbe, auch unsere sanften Schoßhündchen sind Beutegreifer.

1. Beispiel: Eine alt gewordene Salukihündin lebte mit den jüngeren im Zwinger, und als der Züchter von der Arbeit nach Hause kam, war die Hündin tot. Die Hündin war in jungen Jahren eine Alphahündin, deren Kraft nachgelassen hatte. Mit der zunehmenden Unsicherheit im Alter werden solche Hunde oft quengelig, keifig, unduldsam den jüngeren gegenüber, manchmal ungerecht. Das werden sie aber nicht, weil sich ihre Charaktere verändern, sondern weil sie körperlich schwächer werden und es kompensieren wollen. Die anderen sollen das nicht merken. Tun sie doch, und plötzlich stürzt sich das Rudel auf sie, gemeinsam, beißt sie tot. Ein Albtraum! Solche alt und schwach werdenden Hunde haben nichts mehr in einem Rudel verloren, sie müssen separat gehalten werden, wenn der Besitzer nicht dabei sein kann.

2. Beispiel: Ein Rudel Greys mit natürlichen hierarchischen Strukturen. Ein Gammahund wird gejagt, weil es Spaß macht. Er ist ein prima Mobbingopfer. Oft genug hat er sich auf den Rücken gelegt und ergeben. Dann kneten die anderen am Hals und an den Hinterschenkeln herum, werden dreister. Eines Tages wird er wieder gejagt, einer beißt ihn in den Hintern, oder er stolpert über ein Loch, oder er rennt gegen einen Zaunpfahl, was auch immer, der Hund stößt Schmerzenslaute aus, windet sich. Das ist ein Signal für das Rudel, sich urplötzlich auf diesen Hund zu stürzen, und sogar tödlich zu verletzen. So geschehen bei einem Greyzüchter, bei dem sich der Hund zudem im Zaun verhangen hatte, schrie, und das Rudel stürzte sich drauf. O-Ton des Greyzüchters: "Der Hund war so schwer verletzt, daß ich ihn mit dem Spaten erschlagen habe."

3. Beispiel: Azawakh. Läufige Hündinnen, dabei sind zwei, die sich ohnehin nicht grün sind. Aus blitzheiterem Himmel stürzen sie sich aufeinander, sie werden erst dann aufhören, wenn eine oder beide tot sind. Ist ein Rudel dabei, wird es sich einen Wimpernschlag später einmischen, erst beide beißen, dann die Unterlegene töten.

4. Beispiel: Afghanenrüden werben um die selbe läufige Hündin, obwohl ein Zaun dazwischen ist. Das Werben wird immer intensiver, weil die Standzeit der Hündin naht, und sie die Jungs zudem noch anmacht. Plötzlich will der eine den Konkurrenten ausschalten, geht ihm an die Kehle, läßt nicht mehr los. Der andere versucht sich zu entziehen, aber er ist in einer ausweglosen Position. Andere Rüden mischen sich ein, und sie lassen erst ab, wenn der eine Rüde sich nicht mehr rührt.

5. Beispiel: Vier Salukihündinnen leben zusammen, eine davon ist eifersüchtig und möchte ihre Besitzer für sich allein haben. Sie ist nicht unbedingt ein Rudelhund, zudem psychisch stark. Sie hat die anderen in Regie, aber das reicht ihr nicht. Nun mißgönnt sie einer anderen einen Liegeplatz ein wenig näher an den Besitzern. Sie stürzt sich auf die überraschte Nebenbuhlerin in der Absicht, die ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen. Sie läßt und läßt nicht nach, verbeißt sich voller Haß, ist blind für Trennungsversuche der Besitzer, bis diese es selbst verletzt, doch schaffen.

6. Beispiel: Ein Hund hat sich verletzt, liegt schreiend am Boden, das neugierige Rudel naht. Es kann sein, daß es bei der Neugierde bleibt, es kann aber auch sein, daß es sich auf den schreienden verletzten Hund stürzt. Spätestens, wenn der Besitzer den verletzten Hund weg trägt, springt das Rudel an ihm und dem verletzten Hund hoch, bereit, zu zu beißen.

7. Beispiel: Ein Hund bleibt mit seinem Halsband hängen, oder mit seinem Bein. Wie auch immer, er befindet sich in einer Zwangslage, schreit, will sich befreien, zerrt. Das Rudel wird sich auf ihn stürzen und zubeißen.

8. Beispiel: Monate- ja sogar jahrelang werden die Hunde zusammen im selben Raum gefüttert. Einer ist schneller, als der andere, und klaut. Irgendwann ist das dem anderen zu viel, und er schappt. Eine Beißerei entsteht. Besonders gefährlich ist es, wenn Besucher ohne die Rudelhierarchie zu kennen, Hunden einfach Leckerli reichen. Das macht man einfach nicht!

9. Beispiel: Barsois, eine Hündin hat Welpen, die andere hat gerade ihren imaginären Wurftag hinter sich, und will der jungen Mutter deren Welpen streitig machen. Es kommt zu einer tödlichen Beißerei in und an der Wurfkiste, bei der auch noch Welpen zertrampelt werden.

Solche Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen. Auch lassen sich die Rassenamen beliebig austauschen. Haben Rüden eine Beißerei, ist es leichter, sie zu trennen, auch beißen sie nicht unbedingt, um den Nebenbuhler zu töten, sondern um ihn außer Gefecht zu setzen. Bei ihnen ist die Reizschwelle niedriger, sie haben gerne öfters mal Auseinandersetzungen.

Hündinnen hingegen haben eine höhere Reizschwelle, es dauert, bis sie mal zupacken, aber wenn sie es tun, so ist es oft in der Absicht, die andere zu töten, unerbittlich!

Es gibt aber auch Rüden, die Hündinnen ernsthaft beißen, da darf man sich nicht auf Beißhemmungen dem anderen Geschlecht gegen- über verlassen.

Zugegeben spreche ich hier von absoluten Ausnahmen, dennoch, sie geschehen und man sollte stets und immer darauf vorbereitet sein.

 

Warum werden Kinder gebissen?

Sicherlich auch, weil sie einen Hund gequält haben. Hier haben die Eltern Unverzeihliches an der Erziehung ihrer Sprößlinge versäumt.

Doch ich gehe hier nun auf Kleinkinder ein, auf die oben genannter Vorwurf nicht zutrifft. Ferner scheint es auch eine ( unzuverlässige ) Grenze zu geben, ist ein Kind größer, als der Hund, ist das Risiko geringer. Ist es kleiner als der Hund, größer.

Kommen folgende Faktoren zusammen, besteht manchmal Gefahr: Ein Kleinkind rennt ( Fluchttier ). Es stolpert und fällt hin ( erreichbare Beute ). Es schreit ( Beute ist verletzt ). In solchen Situationen kann es dann passieren, daß der Hund alle Sozialisation vergißt, und das wölfische Erbe durchbricht. Das Gleiche gilt auch für alte Menschen mit einem unsicheren Gang. Wenn sie stolpern, vielleicht noch einen Schmerzenslauf ausstoßen, liegt die verletzte "Beute" am Boden und Hunde packen zu, wie in der Presse einmal zu lesen war. Die beiden betroffenen Hunde waren ausgebrochene Rottweiler.

Die Großmutter betritt mit dem Enkel auf dem Arm einen Zwinger, in dem ansonsten friedliche Pitbulls gehalten wurden. Der Enkel schreit, die Hunde springen neugierig hoch, die Großmutter strauchelt, beide liegen mehr oder weniger schreiend am Boden, das Rudel packt zu.

Es gibt aber auch Mißverständnisse. Baby liegt schreiend im Gitterbettchen, es war stets vom Familienhund, einem Rottweiler, liebevoll bewacht. Da die Eltern den Säugling schlafend wähnten und ihn nebenan beim Fernsehen nicht schreien hörten, versuchte der Rottweiler das Kind zu seinen Eltern zu bringen. Dabei packte er den Säugling am Bein, doch das Kind paßte nicht durch die Gitterstäbe, der Hund zog und verletzte das Beinchen so stark, daß es amputiert werden mußte. In der Presse wurde der Hund verteufelt, man forderte, die "Bestie" einschläfern zu lassen. Dabei hatte es der Rottweiler gut gemeint. Ich kenne die Eltern und das ehemalige Baby, die inzwischen junge Dame persönlich.

 

Schwacher Alphahund

Das Rudel hat seine Hierarchie, entweder ist es eine gewachsene, weil es Hunde in aufsteigenden Generationen bei einem Züchter sind, oder es sind Hunde, die vom Halter nach und nach gekauft wurden. In jeden Falle wird sich eine Hierarchie heraus bilden, die aber in jedem Falle flexibel sein wird. Einmal, weil die Hunde älter werden, jüngere nach kommen, zum anderen spielen Interaktionen und Hormonschwankungen eine Rolle.

Doch über dem rudelinternen Alphahund steht der Mensch als Alpha"hund". Ich nenne ihn mal Rudelführer.

Ihn beobachtet das Rudel genau, analysiert jede Handlung, jede Geste, testet Grenzen aus. Der Rudelführer muß eine vom Rudel absolut anerkannte Autorität sein. Er muß sein Rudel so im Griff haben, daß es ein Ja oder Nein allein an einer hochgezogenen Augenbraue ablesen kann. Und das können eigentlich alle domestizierten Caniden.

Der Grund liegt darin, daß unsere Hunde seit meiner Meinung nach etwa 100 000 Jahren Kulturfolger sind. Im Laufe dieser oder einer ähnlich großen Zeitspanne haben sie gelernt, Menschen zu beobachten, und einzuschätzen. Sie haben gelernt, die Körpersprache des Menschen zu deuten, das Minenspiel richtig einzuschätzen und auch die Stimme. Darüber hinaus konnte man belegen, daß Hunde in der Lage sind, mindestens 200 Worte in ihrem Sinn zu unterscheiden. Diese erlernten und dann verinnerlichten Fähigkeiten verankerten sich dann genetisch. Um diese Zusammenhänge hat man zwar bereits vor über Hundert Jahren gewußt, jetzt aber erst die Biochemie begriffen. Diese neuen Erkenntnisse wurden unter dem Begriff Epigenetik zusammen gefaßt. Siehe auch Epigenetik unter Salukis / Zucht, und dann Punkt 11 ganz herunter scrollen.

Salukis Zucht.

Dort habe ich einfach und verständlich die Hintergründe der Epigeneik beschrieben.

Würde man nun Wölfe oder Füchse züchten, und stets die zutraulichsten verpaaren, so werden sie nach über drei Generationen auch zutraulich werden, allerdings verstehen sie die meschliche Gestik, Mimik oder Körpersprache nicht.

Doch wie wird man zu einer, im Rudel anerkannten Autorität, zum Rudelführer? Mit Sicherheit nicht durch Schläge oder Verbreiten von Angst. Jemand, der seine Hunde so behandelt, schürt lediglich furchtsame Unterwürfigkeit, die sich als Blitzableiter in Aggressionen gegenüber submissiven Artgenossen entladen kann.

Man wird auch nicht zum anerkannten Rudelführer, wenn man zum Diener seiner Hunde wird. Ein Hund bettelt am Tisch, bekommt nichts, bettelt aufdringlicher, dann bekommt er ein Häppchen. Entweder, er bekommt immer etwas, oder gar nicht. Ein Hund war im Garten und will wieder rein, o.k. Doch kaum ist er drin, will er wieder raus, der Halter steht wieder auf und öffnet ihm die Tür. Doch kaum ist der Hund draußen, entscheidet er sich um, will wieder rein, und man öffnet ihm erneut. Und so geht es immer weiter. Solche "Rudelführer" sind keine, höchstens Portiers, sie haben keine Autorität, sie sind Erfüllungsgehilfen ihres / ihrer Hunde.

Der Hund ist eigentlich ein ganz netter, wird älter, also ein Junghund, will Anerkennung. Er trifft auf seine Hundefamilie, freut sich, erkennt, daß Wurfgeschwister dabei sind, und baut sich auf, will die Geschwister unterwerfen. Spätestens hier muß der Besitzer konsequent durchgreifen und den Schnauzengriff anwenden. Tut er es nicht, wird der Hund ihm auf der Nase herum tanzen und Aggressionen anderen Hunden gegenüber ausleben. Die beiden letztgenannten Beispiele habe ich mehrfach erlebt, aber die Halter sind lernresistent.

Inzwischen ist das Rudel gewachsen, und unsichere Hunde leben mit aggressiven zusammen, die Jungen werden sich das Verhalten von den Erwachsenen abschauen, analysieren und umsetzen. Wenn sie eines Tages selbst erwachsen sein werden, werden sie die abgeschaute, und nicht korrigierte Aggression an einem psychisch Schwächeren auslassen. Das sind typische Konstellationen, wo es zu Totbeißern kommt.

Es ist blanker Zufall, aber bei den drei oberen Absätzen habe ich allgemein, aber auch an eine bestimmte Zuchtstätte gedacht. Kurze Zeit später am 26.6.10 auf der SJA treffe ich auf einen Jungrüden von dort.

In der Flanke bereits frische Narben, noch nur Narben... deutlich sichtbar oben die Eckzähne und unten der Gegenbiß, mit Sicherheit war das kein Spiel sondern eine ernste Warnung.

Der Vater dieses Rüden hat nicht nur vergangenen Sommer seinen eigenen verkauften Sohn gebissen und verletzt, sodaß er genäht werden mußte, sondern auch auf der SJA ging er ungestraft auf einen fremden Salukiwelpen los. In 25 Jahren habe ich so etwas nicht selbst erlebt.

 

Anerkannter Rudelführer

Doch wie wird man ein anerkannter Rudelführer?

Indem man sein Rudel genau beobachtet, den psychischen und physischen Zustand der Hunde im Auge hat und erkennt, denn es gibt da Schwankungen. Indem man seinen Hunden Liebe und Akzeptanz entgegen bringt, aber auch konsequente Grenzen zieht. Und diese Konsequenz, verbunden mit liebevoller Nähe zur individuellen Hundepersönlichkeit ist es, was den anerkannten Rudelführer ausmacht.

Ein souveräner Rüde braucht nur zu gucken, und die anderen wissen Bescheid. Aber er gibt langmütig auch bei Welpen nach, läßt sie gewähren, wenn sie an seiner Rute zerren oder über ihn herüber klettern. Dabei vergibt er sich nichts, anerkennt aber die Kleinen, die ihm das mit Respekt und Zuneigung danken.

Diese Mischung aus Abrufen von Respekt und laisser faire in richtiger und rassespezifischer Dosierung macht den guten Rudelführer aus.

Ein Rudel sollte nicht mehr, als 7 Individuen haben. Alles, was darüber hinaus geht, birgt Risiken. Hat man als Züchter mehr Hunde, empfiehlt es sich, die Gruppenzusammensetzung immer wieder zu ändern, damit sich nicht Animositäten verfestigen können oder sich Mobber zusammen finden.

Nun mag das oben Geschriebene den Eindruck erwecken, daß Hundehaltung gefährlich sei, man nur darauf warten könne, daß sie sich eines Tages in die Haare kriegen werden. Das muß überhaupt nicht so sein. Darum paßt nachfolgendes Thema gerade in diesem Zusammenhang über die Rudel Interaktionen dazu.

 

Können Hunde Mitleid empfinden?

Diese bewußte Fähigkeit wird allgemein den Caniden abgesprochen. Um die Verneinung zu begründen, werden alle möglichen Erklärungsmodelle herangezogen, wie z.B. Brutpflege oder Ammenschlaf, alles wird mit Instinkten begründet, um nur nicht die tatsächlichen Fähigkeiten der uns unterlegenen Fauna in Frage zu stellen. Instinkte, wie eben u.a. benannt, sind auch noch bei unserer eigenen Spezies vorhanden.

Mitleid, oder mit - leiden, ist eine hoch entwickelte soziale Fähigkeit, die klares und auch planendes soziales Denken voraus setzt. Ein beeindruckendes Beispiel dafür war der Videoclip, der um die Welt ging: ein in Südamerika auf einer stark befahrenen Autobahn verunglückter Hund, sein vierbeiniger Freund versuchte energisch, das schwer verletzte Tier von der Autobahn herunter auf den Grünstreifen aus der gefahrenzone heraus zu ziehen. Es gelang nach einer endlos erscheinenden Zeit.

Arshadd im Sommer 2006, rechts Brrutzel, vorn Subeida, verdeckt Silayja, dahinter vorbei schreitend Kamaleddin Kadyn.

Aber auch hier habe ich Formen des Mitleids beobachtet. Arshadd war 15 1/2 Jahre alt, als er sich zum Sterben nieder legte. Eine Infektion eines aufgeplatzten dicken Lipoms war der Auslöser. Zu der Zeit saß ich ohne Auto auf dem Lande fest, und mußte ihn mit dem, was ich hatte, behandeln.

Doch ich bekam Unterstützung von einer kleinen Krankenschwester, bzw. -pfleger.

Arshadd war durch abgesackten Blutdruck ausgekühlt, trank nicht mehr genug, also gab ich ihm Wasser mit einer Spritze ins Maul, pflegte seine Wunde. Der junge Brrutzel ( eigentlich Rubadah Rajyyjah ) wich nicht mehr von seiner Seite, wärmte und behütete ihn.

Das kann ganz schön erschöpfend für ein Hundekind sein, da nützt auch keine Abwechselung in Form von stibitzten Gummilitzen.

Aber der Einsatz hat sich gelohnt. Arshadd brauchte bald keine Decke mehr. Es war absolut deutlich zu beobachten, daß es die Liebe und Zuneigung war, die Brrutzel Arshadd hat angedeihen lassen, nicht die pflegerische Leistung, denn außer den alten Hund innerlich und äußerlich zu wärmen und abzulecken, hat der Kleine nichts gemacht. Aber das gab Arshadd neuen Lebensmut.

Nun traute sich Brrutzel, Arshadd's Lagerstatt zu verlassen, und ihn vom Bett aus im Auge zu behalten.

Nicht lange danach konnte Arshadd auch selbst wieder ins Bett springen, Brrutzel war stets bei ihm.

Und wenn es Brrutzel zu langweilig wurde, besorgte er sich Beschäftigung. Seinen Posten hingegen verließ er niemals.

Arshadd's Wunde war verheilt, die Infektion zurück gegangen, er konnte wieder nach draußen gehen, stets mit seinem kleinen Adjutanten an seiner Seite, der ihn bewachte.

Brrutzel folgte Arshadd auf Schritt und Tritt

Er benutzte seinen kleinen Körper als Schutzschild, und stellte sich stets so auf, daß er sich zwischen seinen verehrten Rüden und die anderen Salukis oder Pferde brachte. Nur ich durfte.

Manchmal verwechselte er auch die Seiten, doch da die anderen alle Arshadd bis zu seinem Tode respektierten und mochten, bestand ohnehin keinerlei Gefahr für ihn.

Der Juni 2006 war sehr heiß, und es begann, recht mühsam für Arshadd zu werden. Links Brrutzel, an Arshadd liegend Uyulálá und vorne Waajegiir.

Küsse von unten und vorn: Uyulálá und Waaqii Saadi

Am 9. Juni 2007 knapp 16 jährig, ließ ich ihn einschläfern, an diesem Tage nahmen alle Hunde von ihm Abschied.

Brrutzel kam mit zur Beerdigung

Dann floh er, hörte nicht mehr, verschwand, als ich ihn rief. Er trauerte um seinen alten Freund und Vorbild Arshadd. Man kann deutlich an seiner Ohrenhaltung die Konzentration nach hinten zu mir und meinem Rufen ablesen, aber er trabt eilig weg, weg von der Stätte des Verlustes.

M. Ch. Mamnouna's Arshadd 8.8.1991 - 9.6.2007

 

Bei verschiedenen Würfen konnte ich eine weitere Form des Mitleids beobachten. Diesmal handelt es sich um Welpen, die noch zusammen leben und um 10 - 16 Wochen alt sind. Hatte sich ein Kleiner mal weh getan, und wollte gar nicht mehr aufhören, zu weinen, fielen alle anderen mit besorgten und noch hellen dünnen Stimmchen mit ein und weinten mit. Sie konnten sich fast bis zur Verzweiflung hinein steigern. Sie weinten in meine Richtung und hörten erst auf, wenn ich den kleinen Unglücksraben beruhigt hatte.

Für mich ist das in zweierlei Hinsicht beeindruckend. Einmal, weil die Kleinen sich offensichtlich sehr um ein Geschwisterchen sorgen können und zum anderen, weil sie sich automatisch "an mich wandten", um Abhilfe zu schaffen. Woher wissen sie, daß ich das kann? Das ist keine instinktive Handlung, sondern eine erworbene genetische Disposition aufgrund Erfahrungen, die ihre Vorfahren gemacht haben.